Stolpersteine gegen das Vergessen

Dr. Christine Biermann war zu Gast beim Sofagespräch Stolpersteine gegen das Vergessen.

258 Stolpersteine sind in den vergangenen fast 20 Jahren in Bielefeld verlegt worden. Die Betonwürfel mit der glänzenden Messingoberfläche werden in den Gehweg vor Häusern eingelassen, in denen Menschen gelebt haben, die der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer gefallen sind: jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Sinti und Roma, Mitglieder von Gewerkschaften und politischen Parteien, religiös Verfolgte und Homosexuelle. Seit 2004 setzt sich Dr. Christine Biermann dafür ein, all diese Menschen vor dem Vergessen zu bewahren. Gemeinsam mit Eva Hartog hat sie den Verein Stolperstein-Initiative Bielefeld ins Leben gerufen, dessen Vorsitzende sie ist. „Die Stolpersteine sollen sichtbar machen, dass diese Menschen nicht nur Opfer waren. Sie waren auch unsere Nachbarn und haben unter uns gelebt“, sagte sie beim Sofagespräch am 8. Mai auf dem Schildescher Kirchplatz.

Die Gespräche auf dem roten Sofa sind ein Format, das die BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen und der AWO Kreisverband Bielefeld im Rahmen ihrer Quartiersarbeit im Bielefelder Modell entwickelt haben und nun bereits im sechsten Jahr umsetzen.

Der Berliner Künstler Gunter Demnig verfolgt seit Anfang der 1990er Jahre das Projekt Stolpersteine. Seitdem sind in 27 europäischen Ländern rund 100.000 Gedächtnissteine verlegt worden. „Nachdem ich die Steine in etlichen anderen deutschen Städten gesehen hatte, kam bei mir die Idee auf, das Projekt nach Bielefeld zu holen“, so Christine Biermann, ehemalige didaktische Leiterin der Laborschule. Eine Idee, die schnell in die Tat umgesetzt wurde: Am 10. Mai 2005 wurde der erste Bielefelder Stolperstein vor der Kunsthalle an der Artur-Ladebeck-Straße verlegt. Er erinnert an Konrad Griefingholt, der wegen des Vorwurfs, Feindsender gehört zu haben, verhaftet wurde und im Zuchthaus verhungerte.

Vor dem Verlegen eines Stolpersteins erfolgt eine umfassende Recherche zur Biographie. „Viele Informationen finden wir in den Wiedergutmachungsakten aus den 1950er Jahren, die im Stadtarchiv einsehbar sind“, berichtete Christine Biermann. Finanziert werden die Steine durch Patenschaften. Schülerinnen und Schüler von zehn Bielefelder Schulen sorgen zudem dafür, dass die in die Messingplatten eingravierten Namen und Daten immer gut sichtbar sind: Sie haben sich freiwillig dazu bereit erklärt, die Stolpersteine regelmäßig zu putzen.

Autorin: Sonja Heckmann